Toilette für alle Wandlift Curator

CURATOR Wandlift in „Toilette für alle“

Veröffentlicht am: 30. Januar 2020

Windeln wechseln bei Erwachsenen

Inklusion. In Abtsgmünd ist am Freitag eine sogenannte „Toilette für alle“ in Betrieb genommen worden, die vierte im Landkreis. Was sich hinter diesem Begriff verbirgt. Von Manfred Moll

Abtsgmünd

Am Freitag ist im Abtsgmünder Rathaus eine ganz besonderes „Stilles Örtchen“ in Betrieb genommen worden: eine sogenannte „Toilette für alle“. Sie ist eingerichtet worden besonders für behinderte Menschen, die Windeln tragen, die sie dort Wechseln können.

Das spezielle Klo ist das vierte seiner Art im Ostalbkreis nach Schwäbisch Gmünd (Vhs), Aalen (Landratsamt) und Wasseralfingen (Bezirksamt). Eine fünfte „Toilette für alle“ werde im Laufe des Jahres am Bucher Stausee beim Kiosk eingerichtet, gab Jutta Pagel-Steidl bekannt, die Geschäftsführerin des Landesverbandes für Körper- und Mehrfachbehinderung 51 existieren bisher in Baden-Württemberg.

Die Bezeichnung „Toilette für alle“ sei fast etwas irreführend, meinte sie. Die Idee stamme aus England und dort hießen Einrichtungen dieser Art „changing places“, übersetzt also „Orte zum Wechseln“. Genau darum gehe es. Immerhin lebten in Baden-Württemberg etwa 380 000 Erwachsene, die Windeln tragen, sagte sie.

Die neue Toilette im Erdgeschoss des Abtsgmünder Rathauses ist etwas größer als herkömmliche Behindertentoiletten und vor allem anders ausgestattet: mit einer klappbaren Pflegeliege, einem Windeleimer und einem Hublift, mit dem Rollstuhlfahrer aus ihrem Gefährt herausgehoben werden können.

Die sieben Quadratmeter Grundfläche sind etwas knapp bemessen. Aber an Ort und Stelle demonstrierten die Rollstuhlfahrerin Alexandra Hönle und ihre Mutter Elisabeth, dass die Einrichtung funktioniert.

Gut 13 000 Euro habe nur die Ausrüstung gekostet, sagte Bürgermeister Armin Kiemel. Aber das Land Baden-Württemberg übernimmt 90 Prozent der Kosten, umgerechnet also etwa 11 800 Euro.

Baden-Württemberg sei übrigens bislang das einzige aller deutschen Bundesländer, die Toiletten dieser Art bezuschussen, bemerkte Jutta Pagel-Steidl. Und wenn man „einen Scheck mitbringe“ sei auch so mancher schwäbische Schultes bereit, zu investieren, obwohl es für Toiletten dieser Art keine gesetzliche Grundlage gebe.

Pagel-Steidl betonte, für diese Toiletten mache sich der Körperbehindertenverein Ostwürttemberg stark, und sie danke dessen Vorsitzendem Dieter Hebel dafür.

Erreichbar ist die Toilette zu den Öffnungszeiten des Rathauses. Zudem bei Festen und Veranstaltungen wie beispielsweise dem Weihnachtsmarkt, so Bürgermeister Armin Kiemel.

Quelle: Schwäbische Post vom 11. Januar 2020

Zum Artikel der Schwäbischen Post